Island 2018: Reisebericht (Teil 3)
Tag 8: Hólmsárlón → Strútslaug
25.07.2018
Nach der einen Nacht am Hólmsárlón hatten wir am nächsten Morgen drei Optionen:
- Ein Stück zurück laufen und den Fluss Hólmsá furten, der am See entspringt.
- Den Hügel, den wir am Tag zuvor herunter gekommen sind, wieder rauf laufen und oben am See entlang gehen. Den Höhenlinien auf unserer Karte nach zu urteilen, kämen wir dann aber am anderen Ende vom See nicht mehr herunter.
- Unten am See weiter laufen, allerdings wurde das Ufer in der Nähe bereits deutlich schmaler
Wir entschieden uns für die dritte Option direkt unten am See weiter zu gehen. Wie wir aus dem Artikel über Reisevorbereitungen noch wissen, ist es gut sich bei Entscheidungen Alternativen heraus zu suchen. Das haben wir vor Ort gemacht und erst mal die angenehmste Option gewählt.
Einmal mussten wir dann doch über eine kleine Landzunge klettern, ansonsten konnten wir aber am Ufer entlang gehen.
Das Flussdelta Hólmsárbotnar
Nach ca. drei Stunden waren wir auf der anderen Seite des Sees, wo viele Bäche und kleine Flüsse ihn speisten. Dort bildeten sie alle zusammen ein großes Delta (ca. 2 km² groß), das wir einmal komplett überqueren mussten. Schon am Hólmsárlón fing es zu regnen an und der Wind wurde stärker, sodass das Laufen durch kalte Bäche und sumpfiges Gelände gleich doppelt Spaß machte.
Nach ca. einer weiteren Stunde erreichten wir die andere Seite des Deltas, wo die heiße Quelle Strútslaug auf uns wartete.
Das heiße Bad
Wir waren dort tatsächlich nicht alleine, eine amerikanische Familie mit einem isländischen Reisebegleiter kam gerade aus dem schlammigen und sehr warmen Wasser. Der Reiseführer konnte sogar recht gut Deutsch und wir haben uns kurz unterhalten.
Nachdem die Familie samt Begleiter auf den Rückweg zum Campingplatz (vermutlich Strútur) gemacht hat, haben wir die Badesachen raus geholt und sind ins herrlich warme Wasser gestiegen. Die Temperatur war wirklich sehr warm und entspannte sehr, vor allem weil Regen und Wind zunahmen und man trotzdem im Warmen lag.
Der Ausstieg war umso kälter und im Regen haben wir uns “abgetrocknet” und unsere Sachen wieder angezogen. Da wir nicht groß weiter laufen wollten und es schon Abend war, haben wir das Zelt am Fluss Hólmsá nördlich der heißen Quelle aufgeschlagen und unsere nassen Badesachen im Zelt zum trocknen aufgehangen. Meine “Badesachen” beschränkten sich hierbei auf eine Unterhose – Gewicht sparen indem man Sachen gar nicht erst mit nimmt.
Tag 9: Strútslaug → Syðri–Ófæra
26.07.2018
Der nächste Tag war der einzige der ganzen Reise an dem ich kein einziges Bild gemacht habe und das hatte einen Grund: Es hat den ganzen Tag konstant und stark geregnet, zudem sind wir durch teilweise dichten Nebel gelaufen. Man sagt zwar, dass Regen und Nebel nicht zusammen auftreten, aber Þór sieht das wohl anders ;)
Die genaue Route wissen wir auf Grund der Sichtverhältnisse nicht, sie führte uns aber auf jeden Fall erst nach Nord-Osten und dann nach Osten. Zunächst zwischen dem Fluss Syðri–Ófæra und dem Plateau Svartahnúksfjöll entlang und später durch die Eldgjá (weltgrößte Vulkanschlucht), was wir allerdings gar nicht bemerkt haben.
Eigentlich hätten wir die ganze Zeit auf Wanderwegen laufen sollen, irgendwann verloren wir diese aber oder sind fälschlicherweise Schafspfaden gefolgt. Zudem gab es eine Kreuzung vor der Eldgjá, an der wir eigentlich nach Norden abbiegen wollten. Ohne Wanderweg haben wir aber diese Kreuzung natürlich verpasst und sind zu weit gelaufen, was wir aber auch erst am Abend festgestellt haben.
Da es den ganzen Tag ohne Pause geregnet hat, waren unsere Regenklamotten irgendwann nicht mehr wasserdicht und unsere ganze Kleidung wurde nass – bis runter auf die Haut. Selbst die Wanderschuhe waren von innen klatsch nass.
An meinen Ellenbogen sammelte sich immer wieder Wasser (da ich die ganze Zeit mit Wanderstöcken lief) und ich konnte das Wasser ab und zu aus meinem Ärmel heraus ausgießen.
Nachdem wir eine Piste gefunden haben und dieser einige Zeit gefolgt sind, haben wir das Zelt an einer Furt am Syðri–Ófæra aufgeschlagen. Am Abend haben wir trockene Ersatzkleidung angezogen und unsere nassen Sachen im Zelt aufgehangen in der Hoffnung sie würden etwas trocknen. Unsere nassen Hosen, Schuhe und Jacken konnten wir aber nicht wirklich aufhängen.
Tag 10: Syðri–Ófæra → Eldgjá
27.07.2018
Der nächste Morgen sah nicht besser aus. Der dritte Regentag in Folge, die Stimmung war also ziemlich im Keller.
Dennoch ging es weiter und direkt nach dem Frühstück stand eine Furt an. Suuuper. Also bei Regen und immer noch nasser Kleidung ab durchs kalte Wasser.
Mit relativ schlechter Laune sind wir auf Schafspfaden dann weiter entlang des Flusses gewandert, den wir soeben durchquert haben. Nach kurzer Zeit haben wir dann an eine Autofurt der F233 durch die Syðri–Ófæra gefunden, aber glücklicherweise waren wir schon auf der richtigen Flussseite.
Es werde Licht
Dort änderte sich das Wetter binnen weniger Minuten von 5°C Regen in 20°C Sonnenschein. Bei einer Pause an der Furt haben wir schnell all unsere nassen Sachen an unsere Rucksäcke gehängt.
Wir konnten zudem den Unterschied beim Furten zwischen Touristen und Einheimischen beobachten.
Touristen:
Langes überlegen, zögern, besprechen, zusammen erneut etwas ratloser überlegen und dann abbrechen oder auf gut Glück durch fahren.
Einheimische:
Frau steigt aus, zieht sich die Hose aus, läuft in den Fluss (Wasser geht ca. bis zum Schritt), geht etwas umher, geht zurück zum Auto und ab gehts an der geeignetsten Stelle durch den Fluss.
Erneut durch die Eldgjá
Der F233 sind wir auch erst mal etwas gefolgt bis wir dann auf einen Wanderweg in der Nähe gewechselt sind. Dem Weg folgten wir dann entlang Eldgjá zum Wasserfall Ófærufoss.
Bald landeten wir auf der F223, welche in die Eldgjá und zum Ófærufoss führt. Am Ende der F223 ist ein großer Parkplatz samt Toiletten, Infohäuschen und Bänken.
Ab da an ging es dann nur noch zu Fuß auf einem gepflegten Wanderweg weiter. Beim Wasserfall angekommen waren wir fast alleine, nur ein Vater mit seinem Sohn war auch dort.
Kurze Zeit später zog es sich auch bereits zu, eine Wolkenfront schob sich in die Schlucht hinein.
Wir haben also unsere sieben Sachen gepackt und sind weiter in die Eldgjá hinein. Dort war es sehr sumpfig und man konnte nur am Rand wirklich laufen, weiter hinten wurde es aber besser. Da es mittlerweile sehr nebelig und spät war (ca. 23 Uhr), haben wir – um nicht entdeckt zu werden – hinter einem großen Findling auf einer trockenen Stelle unser Zelt aufgeschlagen. Das campen in der Eldgjá ist nicht erlaubt, uns bliebt aber nichts anderes übrig.
Tag 11: Eldgjá → Skælingar Hütte
28.07.2018
Um nicht entdeckt zu werden haben wir den Wecker auf 5 Uhr morgens gestellt und sich um 6 Uhr dann los. Nicht, dass uns jemand bei dem Nebel hätte sehen können, aber wir wollten auf Nummer sicher gehen.
Das Ende der Schlucht
Den ganzen Vormittag über blieb es sehr nebelig und wir konnten keinen Wanderweg erkennen, geschweige denn hölzerne Pflöcke. Allerdings war uns nur ein Weg bekannt, der aus der Schlucht wieder heraus führt, somit haben wir angefangen diesen Weg zu suchen. Bei einer kleinen Pause hat Kristina tatsächlich im Nebel einen dieser gelb angemalten hölzernen Pflöcke gefunden.
Der Wanderweg aus der Schlucht heraus ist sehr steil, besteht nur aus Sand und ist keineswegs befestigt. Durch den Nebel konnten wir irgendwann weder den Buden der Schlucht noch die obere Kante sehen.
Nach ca. einer halben Stunde kamen wir dann aber oben an und haben uns erst mal eine Pause gegönnt.
Ab zur Hütte
Danach ging es weiter in Richtung der Hütte Skælingar am Fluss Skaftá. Nach kurzer Zeit lichtete sich auch der Nebel und wir konnten wieder etwas sehen. Es war zwar kein Wanderweg erkennbar, aber immerhin gab es einzelne Pflöcke, welche uns an ein paar Bäche führten, die wir furten mussten.
Allerdings: Helles Holz mit gelber Markierung auf gelb-grünem hellen Moos ist nicht sonderlich gut sichtbar. Es macht aber ja auch keinen Spaß, wenn es zu leicht ist!
Zwischen drin fanden wir den Kadaver eines Schafs, welcher sehr zerpflückt aussah. Es gibt auf Island aber keine größeren Tiere, die Schafe reißen (wie z.B. Wölfe), also rätselten wir woran es wohl gestorben sein könnte.
Nach einigen weiteren Furten erreichten wir die Hütte, die sehr nah an der Skaftá liegt. Die Hütte gehört dem Verein Útivist und ist per se für alle geöffnet. Man kann sie allerdings auch mieten/reservieren und dann haben natürlich die Mieter Vorrang.
Im Schutze der Hütte hat sich Kristina den Luxus gegönnt ihre Haare zu waschen, wir haben also warmes Wasser gemacht und so sparsam wie möglich ihre langen Haare gewaschen. Da wir nichts zum bezahlen dabei hatten, haben wir auch kein Equipment (wie z.B. den Gas-Herd) der Hütte genutzt.
In jeder Hütte liegt ein Hüttenbuch, in das man sich unbedingt eintragen sollte! Warum erfahrt ihr in einem der nächsten Reiseberichte ;)
Nach pappigem Kartoffelpüree, welches wir notdürftig mit Nüssen und Hartkäse “verfeinert” haben um überhaupt Geschmack zu bekommen, ging es dann auch ins Bett. Dieses mal sogar ein richtiges, trockenes Bett.
Tag 12: Skælingar Hütte → Sveinstindur Nothütte
29.07.2018
Als wir am morgen ausgeschlafen aufgewacht sind, haben wir am Fenster der Hütte drei sehr große Raben gesehen. Diese können gut und gerne mal über 60 cm groß werden. In dem Moment wussten wir auch, was wahrscheinlich das Schaf vom Vortag erlegt oder zumindest verspeist hat.
Nach einem guten Frühstück ging es recht spät (ca. 11:30) weiter bei windigem Wetter in Richtung Sveinstindur. Dort war auf unserer Karte erneut eine Hütte eingetragen, in der wir wieder übernachten wollten.
Nebel … erneut …
Als wir nach kurzer Zeit auf einer sehr selten benutzten Piste einen Hügelkamm hoch gingen wurde es erneut nebelig (stellenweise ca. 20 Meter Sicht). Wir waren zwar auf der richtigen Piste, mussten aber den Moment abpassen an dem sie eine Linkskurve nach Westen einschlägt um sie dort zu verlassen. Wir haben also beide unsere Kompanden … Kompässe … Kompasse … raus geholt und waren konstant am prüfen, ob wir noch nach Norden oder bereits nach Westen laufen.
Irgendwann sahen wir aus dem Nebel einen Wegweise auftauchen und wir wussten, dass wir hier die Piste verlassen mussten. Genau in dem Moment verschwand binnen kürzester Zeit der Nebel und wir hatten freie Sicht über die Landschaft.
Der Nebel war in Wirklichkeit also eine tief hängende Wolke, die nun vorbei gezogen ist. An der Stelle machten wir auch erst mal Pause und schauten uns die Landschaft an. Wir konnten sogar schon den Uxatindar sehen, drei markante Gipfel, um die wir herum mussten.
Entlang der Skaftá zur Nothütte
Westlich um den Uxatindar herum gibt es sogar einen recht guten Wanderweg, der sich entlang eines Baches durch einen Mini-Canyon schlängelt. Östlich kann man wahrscheinlich nicht entlang, da direkt am Hang die Skaftá entlang fließt.
Unten angekommen standen wir vor einem See, der etwas über die Ufer getreten war, somit stand der Wanderweg unter Wasser. Am Ufer entlang ging es dann auf die andere Seite, wo es nach einer Pause direkt wieder bergauf ging. Immerhin hatten wir von dort oben eine grandiose Aussicht über die Skaftá.
Der Wind wurde ab hier immer stärker und es begann richtig anstrengend zu werden gegen ihn an zu laufen. Manchmal kamen so starke Böen, dass wir einfach umgeweht wurden. Schließlich ging es wieder etwas hinab zur Skaftá auf eine art Plateau über das die Skaftá ohne erkennbares Flussbett floss.
Nach einer kurzen letzten Etappe kamen wir dann an der Hütte an, welche tatsächlich eine richtige Nothütte war. Ausgestattet war sie nur mit dem aller Nötigsten: Ein Gaskocher, etwas Geschirr, ein paar Suppen, zwei simple Betten, ein Tisch, zwei Stühle. Fertig. Da wir bei dem Wind unser Zelt nicht hätten aufbauen können, waren wir über die Hütte sehr froh.
Nebenan gab es noch eine zweite Hütte (in braun auf dem Bild), was wahrscheinlich eine Art Messtation für Wind oder Fluss ist. So genau wissen wir das aber nicht.
Fortsetzung (Teil 4)
Ich hoffe dir haben der Bericht und die Bilder gefallen, der nächste Teil ist der letzte unserer Reise in 2018.