Vergleich: Anfibio Rebel 2K vs. MRS Nomad S1 Light


Im Bericht über meine Tour mit dem Anfibio Rebel 2K habe ich ja bereits ein wenig etwas über das Rebel 2K geschrieben. Kurz danach habe ich die identische Tour auch einmal mit dem MRS Nomad S1 Light gemacht.

Das S1 gibt es in einer Light- und einer normalen Variante. Ich habe die Light-Variante gemietet, gehe unten aber auch auf die Unterschiede zur normalen Variante ein (die ich mittlerweile besitze).

Spoiler Alert: Das Nomad S1 gefällt mir besser. Warum dem so ist, erfährst du unten ;)

Ich schaue mir hier verschiedene Punkte an und vergleiche diese miteinander:

  • Tour-Daten
  • Boot-Daten
  • Aufbau und Abbau
  • Verarbeitung und Material
  • Ausstattung
  • Fahrverhalten
  • Geschwindigkeit
  • Tauglichkeit fürs Boot-Trekking
  • Preis

Tour-Daten

Hier die Eckdaten der Touren:

  • Strecke: Bei beiden Touren identisch (Dove Elbe und Gose Elbe bei Hamburg)
  • Länge: ca. 19 km
  • Gewässer: ruhig, keine Strömung
  • Wind:
    • Tour mit dem Rebel 2K: Kein Wind
    • Tour mit dem Nomad S1: Mal Rücken-, mal Gegenwind (Böen bis zu ca. 20 km/h)

Boot-Daten

Eine komplette Übersicht gibt es in einer netten PDF-Datei vom Packrafting Store, hier aber eine kleine Zusammenfassung:

Merkmal Anfibio Rebel 2K MRS Nomad S1 Light MRS Nomad S1
Gewicht (komplett) 2,3 kg 3,5 kg 4,5 kg
Länge (außen) 231 cm 295 cm 295 cm
Breite (außen) 91 cm 87 cm 87 cm
Finne Ja Nein (Halterung vorhanden) Ja
Spritzdecke Ja Nein Ja
Schlaufen 7 8 8
Preis1 799€ 1099€ 1499€

Beide Boote haben: Sitz mit Rückenlehne, viele Schlaufen für Gepäck.

Aufbau und Abbau

Auf- und Abbau war bei beiden Booten relativ identisch: Unkompliziert, selbsterklärend und schnell.

Bei beiden Booten brauchte ich ca. 20 Minuten vom Absetzen des Rucksacks bis zum Einsteigen und lospaddeln. Habe dabei weder getrödelt noch mich sehr beeilt.

Verarbeitung und Material

Verarbeitung

Die Verarbeitung ist bei beiden top, konnte keinerlei Mängel oder mögliche Schwachstellen erkennen. Alle Nähte wirkten sauber verschweißt/verklebt und es gibt keine spitzen/scharfen Kanten, an denen es scheuern könnte.

Material

Beide nutzen 210D Nylon mit Urethan-Beschichtung für die Schläuche, hier gibt es also keinen Unterschied. Gleiches bei den Sitzen, auch hier verwenden beide 210D Nylon.

Der Boden ist bei beiden Modellen mittlerweile aus 840D Nylon (früher aus 820 bzw. 410D, was bereits sehr stabil war).

Ausstattung

Das Anfibio Rebel 2K mit aufgeklappter Spritzdecke und Finne.
Das Anfibio Rebel 2K mit aufgeklappter Spritzdecke und Finne.

Finne & Spritzdecke

Wie oben in der Tabelle schon zu erkennen ist: Das Rebel 2K hat sowohl eine Finne, als auch eine Spritzdecke. Das Nomad S1 Light hat keine Spritzdecke, aber eine Halterung für eine Finne, die Finne ist jedoch nicht inklusive.

Die Spritzdecke kann man beim S1 Light auch nicht nachrüsten. Bei der normalen Variante des Nomad S1 sind aber Finne und Spritzdecke standardmäßig mit dabei.

Zusätzliche Finnen und Halterungen gibt es für schmales Geld zum Nachrüsten zu kaufen.

Gepäck

Keins der beiden Modelle, die ich getestet habe, hatten “tube bags” (also Taschen in den Schläuchen), dazu kann ich also nichts sagen. Beide Packrafts gibt es aber optional mit tube bags.

Die Schlaufen zum Festmachen von Gepäck sind bei beiden Booten an ca. den gleichen Stellen angebracht: Vier vorne und dann beim Rebel 2K zwei hinten, beim Nomad S1 vier hinten. Das Rebel 2K hat eine zusätzliche Schlaufe vorne an der Innenseite, da kann man also auch nochmal Sachen dran sichern.

Das Rebel 2K hat sehr weit hinten nur zwei Schlaufen, wodurch man dort eher schlecht Gepäck fest machen kann, das geht beim Nomad S1 besser. Bei beiden Modellen kann man aber vorne einen größeren Wanderrucksack recht sicher befestigen.

Sitz

Der Sitz beim Nomad S1 ist recht mittig, wodurch man hinter dem Sitz noch Gepäck verstauen kann. Viel Platz ist da zwar nicht, aber für einen 20L Rucksack/Packsack reicht es. Hat man nicht die Light-Variante, sondern die normale mit Spritzdecke, ist der Platz aber in der Höhe begrenzt. Einen größeren Wanderrucksack (wie z.B. meinen Deuter 45+10L) bekommt man hinten nicht unter, den muss man dann vorne auf das Boot binden.

Beide Sitze waren in ihrer Bequemlichkeit okay, wirklich negativ (unbequem, Druckstellen, Rückenschmerzen, etc.) ist mir nichts aufgefallen. Die Rückenlehne vom S1 ist – im Gegensatz zur Lehne von meinem Rebel 2K damals – am Boot mit kleinen Stangen und Riemen befestigt, das gibt etwas mehr Stabilität und gefiel mir besser. In der aktuellen Variante vom 2K lässt sich der Komfort-Sitz – anders als beim kleineren Standardsitz – aber ebenfalls befestigen, was Sitz und Rücklehne stabilisiert.

Durch das verbesserte Design der aktuellen Rebel 2K Variante sitzt man auch hoch genug (der Sitz ist 16 cm hoch) um mit einem normalen 220 cm Paddel auszukommen. Mein Sitz damals war niedriger, wodurch mir das Paddel etwas zu kurz war, ein 230-240 cm Paddel wäre passender gewesen. Beim Nomad S1 hatte ich hingegen keine Probleme, da man bei dessen Sitz ebenfalls schön hoch sitzt.

Boden

Bevor ich die Boote getestet habe, war ich beim Boden echt unsicher bezüglich der Stabilität. Diese Bedenken waren aber völlig unbegründet, denn beide Modelle nutzen mittlerweile sehr dickes und stabiles 840D Nylon als Boden.

Spoiler: Inzwischen habe ich mir das S1 gekauft (in der normalen Variante) und bin damit auch schon mal knirschend über den ein oder anderen Stein gerutscht. Bisher gab es dabei nicht mal einen Kratzer am Boden.

Geruch

Beide geliehenen Boote rochen ein wenig nach Kunststoff, aber nicht stark. Bei meinem frisch gekauften Nomad S1 hat aber beim Auspacken die ganze Wohnung einen Nachmittag lang nach Kunststoff gerochen. Im Gegensatz zum Rebel 2K ist der Boden nämlich zusätzlich geklebt, wodurch der Geruch entsteht. Selbst nach Monaten riecht es noch recht deutlich nach Kunststoff, wenn ich das eingepackte Boot mal in die Hand nehme. Unschön, aber der Geruch verschwindet irgendwann und seien wir ehlich: Das Boot besteht zu 100% aus Plastik, also was habe ich erwartet?

Fahrverhalten

Das MRS Nomad S1 Light ohne Spritzdecke, aber dafür acht Schlaufen. Der Sitz ist mittig und man hat dadurch etwas Stauraum dahinter.
Das MRS Nomad S1 Light ohne Spritzdecke, aber dafür acht Schlaufen. Der Sitz ist mittig und man hat dadurch etwas Stauraum dahinter.

Beim Fahrverhalten merkt man, dass das Nomad S1 länger ist und dadurch besser im Wasser liegt. Zudem hatte ich das Gefühl beim Rebel 2K tiefer zu sitzen, was sicherlich ein wenig mehr Stabilität gibt, das Paddeln aber auch etwas erschwert. Bei aktuellen Rebel 2K Modellen ist aber der Sitz höher, was das Paddeln erleichtern sollte.

Für rauere Gewässer (Richtung Wildwasser), ist das Rebel 2K sicherlich besser geeignet. Es hat wirklich Spaß gemacht mit einem kräftigen Paddelschlag sich einmal komplett drehen zu können, das ging mit dem S1 nicht ganz. Touren, die länger oder über mehrere Tage gehen, würde ich jedoch lieber mit dem Nomad S1 machen.

Dennoch liegen beide Boote stabil im Wasser und ich hatte keine Angst zu kentern.

Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit war im S1 auch deutlich höher. Bei gleichen Bedingungen war ich ca. 1,5-mal schneller als im Rebel 2K.

Allerdings halte ich die Angaben von 6 km/h beim S1 und 4,5 km/h beim Rebel 2K nicht durch. Beim gemütlichen Paddeln inklusive aller Pausen hatte ich beim S1 im Durchschnitt 3 km/h drauf und beim Rebel 2K 2 km/h.

Trekking Tauglichkeit

Auch hier hat das Nomad S1 einen entscheidenden Vorteil: Es hat hinter dem Sitz den praktischen Stauraum. Einen großen Trekking-Rucksack bekommt man dort zwar nicht unter, aber Kleinkram wie eine Wasserflasche, einen Hut und eine Jacke.

Beim Rebel 2K lässt sich auch ein wenig Gepäck hinten auf dem Boot verstauen, allerdings muss man bei den Schlaufen kreativ werden, hinten gibt es nur eine auf jeder Seite.

Verstaut man den großen Trekking-Rucksack vorne auf dem Boot hat man zwar nicht mehr 100%-ig freies Sichtfeld, aber Platz ist dort genug. Sofern man schwerere Gegenstände ins Boot nimmt, sodass diese weit unten sind, leidet die Stabilität auch nicht sonderlich stark.

Preis

Tja, der Preis.

Da liegt natürlich das Rebel 2K vorne, vor allem, wenn man die normale Variante vom S1 anschaut, die nochmal ein paar hundert Euro teurer ist. Hat man keine längeren Touren geplant, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Rebel 2K definitiv besser als beim Nomad S1.

Für längere Touren muss man dann ein ernstes Gespräch mit dem eigenen Geldbeutel machen und sich dann entscheiden ;)

Es gibt aber durchaus Alternativen zum S1, wie z.B. das Sigma TXL oder andere hybride Packrafts, die für 1-2 Personen ausgelegt sind.

Fazit

Für mich ist das S1 das bessere Packraft (besonders in der normalen Variante mit Spritzdecke). Ich plane aber auch eher ruhigere und längere Touren zu machen. Aber gerade der zustäzliche Stauraum und die Lage im Wasser haben mich überzeugt.

Nachtrag

Im August 2021 habe ich mir das Nomad S1 gekauft (die normale Variante mit Spritzdecke). Bin sehr zufrieden mit der Wahl und habe natürlich auch schon längere Tourn gemacht, dazu aber in eigenen Beiträgen mehr:


  1. Stand: 03.05.2023. ↩︎

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