Besteigung Zugspitze November 2022


Anfang November habe ich in den Alpen etwas Urlaub gemacht und wollte versuchen die Zugspitze über den Stopselzieher (Route bei OpenStreetMap) Klettersteig zu besteigen. Nach dem ersten Wandertag entlang des Höhenwegs am Eibsee, ging es dann am 9.11. auf die Zugspitze

… zumindest fast, aber dazu unten mehr.

Infos & Sicherheitshinweise

Vorbereitung

Ca. zwei Wochen im Voraus habe ich meinen Urlaub gebucht und fast täglich die Webcam der Zugspitze, sowie den Wetterbericht verfolgt.

Zudem habe ich Karten studiert, Routen durchgespielt, andere Reise-Berichte gelesen und mir YouTube-Videos zu der Stopselzieher-Route angeschaut.

Außerdem habe ich mir natürlich Infos zu Öffnungszeiten der Bahnen angeschaut und erst nach der Buchung meines Urlaubs gesehen, dass alle Bahnen in Revision und damit außer Betrieb sind. Ich konnte also weder mit der Zahnrad-, noch mit der Seilbahn wieder runter fahren.

Vor Ort fährt in der Revisionszeit eigentlich nur der Eibseebus (Fahrplan, Tarife), den man mit der Grainau-GästeKarte kostenlos benutzen kann, welche ich im Hotel beim Check-in bekommen habe.

Routenplanung

Die geschlossenen Bahnen hatten natürlich großen Einfluss auf meine Routenplanung. Hier die Routen, dich ich mir angeschaut habe:

  1. Rundtour Eibsee: Vom Eibsee über den Stopselzieher zur Zugspitze und zurück. Länge rund 18 km, sowie 2 km An- und abstieg.
  2. Eibsee → Zugspitze → Ehrwald (oder andersrum): Alternativ zur ersten Route kann man auch den Abstieg nach Ehrwald machen (oder Aufstieg von Ehrwald und Abstieg zum Eibsee). Verkürzt die Route um ca. 1,5 km auf 16,5 km.
  3. Höllental → Riffelscharte → Eibsee/Ehrwald: Keine Zugspitzbesteigung! Von Hammersbach aus zur Höllentalangerhütte und über die Riffelscharte dann wahlweise zum Eibsee (insgesamt ca. 15 km) oder nach Ehrwald (insgesamt ca. 19 km).
    Achtung! Das komplette Höllental (samt Stangensteig) ist im Winter nicht begehbar! Wege sind gesperrt und Brücken abgebaut!
  4. Rundtour Ehrwald: Von Ehrwald über den Stopselzieher zur Zugspitze und zurück. Länge rund 16 km, sowie 2 km An- und Abstieg.

Ich entschied mich für Route 4, da diese am kürzesten ist und der Anfang auf der West-/Südseite verläuft. Dort erhoffte ich mir einen schnee- und eisfreien Anfang (was auch der Fall war).

Vollständige Karte anzeigen

Wetter

Den Wetterbericht habe ich ca. täglich die zwei Wochen vor der Tour verfolgt. Für die Tage meines Urlaubs war zum Glück schon weit im Voraus schönes Wetter vorhergesagt. Am Wochenende vor der Tour (also 3-4 Tage vorher) hat es jedoch – wie im Wetterbericht angekündigt – ordentlich geschneit (ca. 20 cm Neuschnee).

Auf der Webcam der Zugspitze konnte man allerdings schön verfolgen, wie der Schnee mit der Zeit schmolz, dennoch blieb einiges liegen. Ich rechnete zudem mit glatten Wegen, da der angeschmolzene Schnee nachts wieder gefror.

Hätte es erneut geschneit, geregnet oder wäre Sturm angesagt, hätte ich die Tour niemals gemacht!

Ausrüstung

Im Wesentlichen hatte ich meine normale Wanderausrüstung für Tagestouren dabei:

  • Wanderschuhe, Wanderstöcke, Wanderrucksack (Tagesrucksack 24 L)
  • Warme Jacke, Regenponcho und dicke Fleece-Jacke
  • Wasserflasche (1 L) und lecker Käsebrötchen
  • Kleines Erste-Hilfe-Set, Rettungsdecke, Pfeife, Taschenlampe, Taschenmesser

Zuzüglich noch folgende Ausrüstung für Klettersteige:

  • Helm
  • Klettergurt + Klettersteigset
  • Handschuhe

Diese Ausrüstung ist notwendig für den Georg-Jäger-Steig und vor allem für den Stopselzieher. Im Sommer mögen manche Erfahrene die Tour ohne Sicherung machen, rate ich aber von ab!

Sicherheitshinweis

Ein paar Worte der Warnung:

  1. Die Jahreszeit: Es war Winter (Anfang November), heißt also folgendes:
    1. Revisionszeit: Außer der DB und dem Eibseebus fahren keine Bahnen und Lifte von/zu der Zugspitze.
    2. Nebensaison: Kaum jemand ist unterwegs, man ist größtenteils komplett alleine (ist zwar schön, im Notfall aber ungünstig).
    3. Wetter: Wie oben erwähnt, liegt definitiv Schnee und man sollte auf Temperaturen unter 0° C gefasst sein.
  2. Klettersteig: Auch, wenn der Stopselzieher als leicht, K1/K2 oder A/B klassifiziert ist, sollte man natürlich die eigenen Grenzen kennen. Der Aufstieg ist anstrengend und fühlt man sich bereits beim Georg-Jäger-Steig erschöpft, dreht um! Ich möchte hier die Liste der Todesfälle an der Zugspitze erwähnen – 2012 war das letzte Jahr, in dem niemand beim Besteigen der Zugspitze gestorben ist!
  3. Kontaktdaten: Vergesst nicht eure Kontaktdaten, Dauer der Tour und den Routenverlauf bei Hotel/Campingplatz Personal, Verwandten und Freunden zu hinterlegen. Sagt ihnen Bescheid, wenn ihr eure Tour beendet habt.

Wenn du im Winter den Stopselzieher (oder auch eine andere Route) angehst: Mache dich mit dem Gedanken vertraut, vorher abzubrechen und umzukehren und plane das in die Route mit ein. Gehe keine unnötigen Risiken ein!

Anreise

Am Dienstag den 09.11.2022 ging für mich um 06:43 die Bahn von Untergrainau nach Ehrwald Zugspitzbahn in Österreich.

Das Buchen des Tickets über die DB-App hat am Morgen jedoch als schwieriger erwiesen, als gedacht: DB-App hat mich ausgeloggt, Passwort hatte ich nicht im Kopf, Zurücksetzen des Passworts hat erst beim zweiten mal geklappt, dann meinte die DB-App meine Reise läge in der Vergangenheit und das neue Passwort akzeptierte die App sowieso nicht. Toll.

Über die Website hat es dann geklappt, da saß ich jedoch schon ein paar Minuten lang im Zug. Der Schaffner kam dann gerade in dem Moment um die Ecke, als die PDF des Tickets noch am heruntergeladen war. Huiuiui!

Lesson learned: Kaufe dein Ticket am Vortag! In Untergrainau gibt es – wie wahrscheinlich an den meisten Bahnhöfen an der Strecke – keine Automaten.

Gamsalmhütte

In Ehrwald bin ich dann um 7 Uhr angekommen, es war schon einigermaßen hell und so ging ich los, die Zugspitze im Blick, denn die kann man bereits vom Bahnhof aus sehen.

Die Zugspitze von der Zugspitzstraße in Ehrwald aus gesehen.
Die Zugspitze von der Zugspitzstraße in Ehrwald aus gesehen.

Meine Route ging zunächst Richtung Gamskar, vorbei am Gamskarsee, der Gamsalmhütte und dem Gamskarlift. Bereits der Weg zur Gamsalmhütte war für mich nicht ganz ohne, ging aber noch ganz gut und ich war gegen 8 Uhr dort.

Die Hütte hat übrigens im November Betriebsurlaub, da auch der Lift geschlossen ist und alles für den Winter fertig gemacht wird. Bänke zum hinsetzen samt toller Aussicht gab es aber trotzdem.

Blick zurück zur Gamsalmhütte ins Tal.
Blick zurück zur Gamsalmhütte ins Tal.

Für die 2,7 km und 260 Höhenmeter bis zur Hütte war die eine Stunde denke ich gar nicht schlecht. Nach zwei lecker Käsebrötchen ging es dann ohne dicke Jacke weiter, das war mir viel zu warm.

Gamskar & Alte Mittelstation

Nach der Hütte gibt es zwar weiterhin einen guten Weg zum Gehen, aber die Steigung erhöht sich auf ca. 30°, stellenweise mehr. Allerdings wird die Aussicht immer besser, was dann doch ganz gut motiviert.

Am Ende vom Gamskarlift teilt sich der Weg dann und es gibt mehrere Möglichkeiten hochzukommen, die später aber eh alle wieder zusammen kommen, es ist also egal welchen man nimmt. Hier beginnt langsam der Alpine flair, denn der Rasen der Skipiste hört auf und weicht Schotter und Geröll. Zwischen Latschen geht es weiter hinauf und mir begegneten die ersten Bergziegen, die wesentlich flinker unterwegs waren als ich.

Durch Nadelbuschwerk von Latschen ging es auf Geröll weiter nach oben.
Durch Nadelbuschwerk von Latschen ging es auf Geröll weiter nach oben.

Etwa weitere 2 km und 400 Höhenmeter nach der Gamsalmhütte kam ich zum Wiesbrunnen mit einer netten Bank zum Ausruhen. Natürlich lohnt es hier eine Pause zu machen, der Ausblick ist grandios! Nebenbei konnte ich meine Wasserflasche füllen, die fasst zwar einen Liter, war aber schon fast leer. Nach dieser kurzen Verschnaufspause ging es dann im T-Shirt weiter, auch meine Sweatjacke war mir mittlerweile zu warm.

Der Wiesbrunnen samt Bank.
Der Wiesbrunnen samt Bank.

Nach weiteren 500 m und 150 Höhenmetern (auf mittlerweile 1830 m ü. NHN) endete dann langsam die Vegetation und das Geröllfeld Gamskar lag vor mir. Auch hier waren ein paar Bergziegen unterwegs, was auch immer die hier suchen, scheinbar wächst ab und zu doch etwas Leckeres zwischen den Steinen. Auf dieser Höhe lag hier und da auch etwas Schnee, der Weg selbst war aber frei.

Der Weg wurde richtig steil und steinig. Mittig oben die gut getarnte alte Mittelstation.
Der Weg wurde richtig steil und steinig. Mittig oben die gut getarnte alte Mittelstation.

Auf Höhe der alten Mittelstation gibt es dann einen Streifen Wiese samt einer Bank. Was für ein Ausblick!

Georg-Jäger-Steig

Zumindest für eine Wintertour empfehle ich an der Bank die Kletterausrüstung anzulegen, da hier der Georg-Jäger-Steig beginnt. Es gibt zwar noch keine Sicherungen, aber Steinschlaggefahr ist gegeben und außerdem ist es hier schön eben, geschützt und man hat Platz. Im Sommer mag man ohne Sicherung bis zur Wiener-Neustädter-Hütte kommen, zur Sicherung aber unten mehr.

Der Blick vom Grünstreifen auf Höhe der alten Mittelstation ist atemberaubend!
Der Blick vom Grünstreifen auf Höhe der alten Mittelstation ist atemberaubend!

Dann beginnt der Georg-Jäger-Steig, der zur Wiener-Neustädter-Hütte führt.

Der hinauf Weg zur alten Liftstütze ist weiterhin recht gut begehbar. Steil, aber hier und da sind Stufen aus Holzbrettern gebaut worden.

Auf 1900 m erreicht man dann einen Grat an dem auch ein Wanderweg aus Richtung Eibsee ankommt. Ab hier wechselte es dann auf die Nordseite des Zugspitzmassivs und es lag Schnee, der teilweise festgetreten und etwas rutschig war, und es wehte ein ordentlicher kalter Wind. Hier sollte man – zumindest bei liegendem und festgetretenen Schnee – echt aufpassen, eine Sicherung gibt es noch nicht!

Blick vom Grat Richtung Eibsee.
Blick vom Grat Richtung Eibsee.
Blick entlang des Grats zum Anfang des Klettersteig-Teils. Am Fels beginnt die Sicherung.
Blick entlang des Grats zum Anfang des Klettersteig-Teils. Am Fels beginnt die Sicherung.

Kurz nach der Abzweigung Richtung Eibsee kommt dann allerdings der Punkt, ab dem eine Sicherung angebracht ist. Ich befand mich ab da auf der Nordseite, der Schnee war zwar angetaut, nachts jedoch wieder glatt gefroren. Entsprechend glatt war das ganze, das Nutzen der Sicherung ist sehr zu empfehlen!

Blick zurück Richtung Grat, links sieht man das Sicherungsseil.
Blick zurück Richtung Grat, links sieht man das Sicherungsseil.

Der Weg an sich war aber leicht, und das Klettersteig-Feeling begann.

Abbruch

Etwa auf Höhe der derzeitigen Tiroler Zugspitzbahn endet allerdings die Sicherung wieder, auf einer Seite geht es aber weiterhin steil bergab und der Weg ist immer noch leicht vereist. Da ich kein passendes Equipment für glattes und vereistes Terrain dabei hatte, war für mich hier Schluss.

Ende meiner Tour. Man sieht das letzte Stück vom Seil, danach gibt es keine Sicherung mehr. Der Weg war glatt und nach links ging es beinahe senkrecht bergab.
Ende meiner Tour. Man sieht das letzte Stück vom Seil, danach gibt es keine Sicherung mehr. Der Weg war glatt und nach links ging es beinahe senkrecht bergab.

Die Stelle kann man sich auch im eingangs erwähnten Video anschauen, dort liegt aber signifikant weniger Schnee.

Bis hier hin habe ich 5,7 km und 1050 Höhenmeter zurückgelegt und dafür 3:40h gebraucht. Für mich als Flachlandwanderer aus Hamburg ein solides Ergebnis. Ich habe mich allerdings auch etwas beeilt und man sollte für eine entspannte Wanderung (gerade als Gruppe) durchaus ca. 5 Stunden zur Wiener-Neustädter-Hütte einplanen, bzw. den Zeiten auf Wegweisern trauen.

Rückweg

Der Rückweg war einerseits entspannt (ich kannte die Route ja nun), aber andererseits für die Knie und Beine sehr anstrengend. Unterwegs bin ich dann dem ersten anderen Wanderer des Tages begegnet, der die gleiche Strategie verfolgte, wie ich: Soweit rauf wie es möglich ist und wenns nicht weiter geht wieder zurück.

An der Gamsalmhütte waren dann noch ein paar mehr Menschen unterwegs, aber allgemein war es recht leer.

Fazit

Was soll ich sagen, es war eine wirklich schöne Tour und ich bin froh diese nicht zur Hauptsaison gemacht zu haben. Auch froh bin ich über den frühzeitigen Abbruch.

Sollte man allerdings ernsthaft beabsichtigen die Strecke im Winter bis zur Zugspitze zu machen, benötigt man definitiv passenderes Equipment, alles andere ist lebensgefährlich!

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