Mehrtagestour auf dem Rheinsteig im Mittelrheintal


Im Sommer 2020 habe ich eine fünftägige Tour entlang des Rheinsteigs gemacht. Trotz hoher Temperaturen war es eine sehr schöne Tour und die Gegend kann sich echt sehen lassen, doch dazu in diesem Artikel mehr.

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Route, Unterkünfte, Ausrüstung, etc.

Meine Tour ging von Assmannshausen nach St. Goarshausen und ich folgte somit ein paar Abschnitten vom Rheinsteig. Insgesamt war meine Tour rund 44 km lang und kam auf stattliche 1,7 km Auf- und Abstieg, weswegen der Rheinsteig auch als Achterbahn bezeichnet wird.

Die erste Nacht und die letzten beiden Nächte habe ich auf Campingplätzen verbracht, zwei Nächte dazwischen habe ich wild gecampt (auch, wenn es eigentlich verboten ist). Dabei hatte ich nur mein Tarp dabei, was aber kein Problem war, da es auch nachts warm war und kaum geregnet hat.

Die sonstige Ausrüstung bestand – neben dem üblichen Kram – aus selbstgemachtem Trekking-Essen (habe mich an Sackis Rezepten orientiert), Solarpanel, Sommerschlafsack und meinem Tarp, welches lediglich eine Baumarkt-Gewebeplane ist.

Als Rucksack hatte ich meinen Deuter Aircontact 45+10 mit, der aber für die kurze Tour zu groß war und somit auch zu viel Eigengewicht mitbrachte. Bei der mehrtägigen Tour durch den Thüringer Wald habe ich daraus gelernt und einen wesentlich kleineren Rucksack mitgenommen.

Tag 1: Anreise und erste Etappe

Die Anfahrt nach Assmannshausen verlief problemlos, mit dem Zug sind alle Orte entlang der Route sehr gut zu erreichen. Assmannshausen ist ziemlich schön und nicht allzu groß, sodass man schnell durch den Ortskern zum Rheinsteig kommt, der gut ausgeschildert ist.

Das malerische Assmannshausen. Neben mir waren auch ein paar andere Wanderer und Wandergruppen unterwegs.
Das malerische Assmannshausen. Neben mir waren auch ein paar andere Wanderer und Wandergruppen unterwegs.
Verwinkelte Wege führen zum Rheinsteig.
Verwinkelte Wege führen zum Rheinsteig.

Der Rheinsteig heißt nicht ohne Grund auch Rheinhöhenweg, es geht direkt die Weinberge hinauf und man hat schnell einen schönen Ausblick. Als ich aus den Schatten der Häuser in die Weinberge ging, wurde es jedoch sofort brütend heißt und man merkt, wie die ganzen Mauern und Steine die Wärme reflektieren. An dem Tag waren um 35 °C angesagt, was im Sonnenschein in den steinernen Weinbergen schnell wie über 40 °C wirkt (und wahrscheinlich auch ist). Jedenfalls war ich nach ca. einer halben Stunde komplett nass geschwitzt und habe am Unterstand und Aussichtspunkt Rotweinlaube Pause gemacht.

Ausblick von den Weinbergen über Assmannshausen.
Ausblick von den Weinbergen über Assmannshausen.

Der restliche Teil des Weges führte durch Wald bzw. mit Buschwerk bewachsenes Gelände, wo es immer noch warm, aber auch etwas schattig war. Das hielt jedoch Mücken, Fliegen und sonstige Insekten nicht davon ab mich zu belagern – man kann nicht alles haben.

Da die erste Etappe nur 7 km lang war, kam ich wesentlich eher als gedacht am Natur-Campingplatz Surleika an, der nicht nur im Wald, sondern auch im Naturpark Rhein-Taunus und direkt neben dem Naturschutzgebiet Teufelskadrich bei Lorch liegt. Dadurch ist das Camping etwas ruhiger und naturverbundener, z.B. durch Naturstrom und eine einzuhaltende Nachtruhe.

Mein Tarp mit angrenzendem Bach (hinter der Böschung rechts am Bildrand).
Mein Tarp mit angrenzendem Bach (hinter der Böschung rechts am Bildrand).

Nach einem beeindruckenden Sonnenuntergang über dem Rhein ging es dann ins Bett. Auch wenn ich genug getrunken habe (ca. 4 L) habe ich ordentliche Kopfschmerzen entwickelt – warmes Wetter liegt mir einfach nicht.

Tag 2: Schöne Aussichten und schöne Ortschaften

In der Nacht hat es etwas geregnet, morgens war also alles ein wenig nass und nicht mehr ganz so warm. Unterwegs hat mich eine Gruppe Rentnerinnen angehalten, die sich über meinen großen Rucksack gewundert haben. Nach einem kurzen Schnack ging es dann weiter.

Die restliche Tour verlief allerdings wenig ereignisreich: Viele Weinberge, die schmucken Ortschaften Lorch und Lorchhausen, sowie tolle Aussichten am laufenden Band.

Einige Wege waren zwar asphaltiert, aber die schöne Umgebung machte das wieder wett. Viele der Büsche sind übrigens leckere Brombeeren!
Einige Wege waren zwar asphaltiert, aber die schöne Umgebung machte das wieder wett. Viele der Büsche sind übrigens leckere Brombeeren!
Blick zurück, also flussaufwärts, auf den Rhein und Lorchhausen.
Blick zurück, also flussaufwärts, auf den Rhein und Lorchhausen.

Am Abend, um ca. 17 Uhr, habe ich dann mein Camp im Wald gut 2 km vor Kaub auf aufgeschlagen. Dabei war es nicht so leicht einen guten Platz zu finden, da der Wald an der Stelle recht licht war, aber auf einer Hügelkuppe habe ich einen guten Platz gefunden.

Das Camp am zweiten Abend im Wald. Ich habe mir das Aufbauen vom Tarp gespart, da es nicht regnen sollte und man nicht so auffällig ist.
Das Camp am zweiten Abend im Wald. Ich habe mir das Aufbauen vom Tarp gespart, da es nicht regnen sollte und man nicht so auffällig ist.

Tag 3: Anspruchsvolle und verwunschene Wege

Nach einer erholsamen Nacht ohne große Störungen ging es dann früh weiter nach Kaub. Der Rheinsteig führt hier durch den Ort hindurch, wo es einige Gaststätten und Restaurants gibt.

Das Weingut Bahles, die so nett waren meine Wasserflasche aufzufüllen – Danke :)
Das Weingut Bahles, die so nett waren meine Wasserflasche aufzufüllen – Danke :)
Schöner idyllischer Weg von Kaub am Fuße der Burg Gutenfeld entlang Richtung Philippinenburg.
Schöner idyllischer Weg von Kaub am Fuße der Burg Gutenfeld entlang Richtung Philippinenburg.

Weiter geht es dann am Fuße der Burg Gutenfeld zur Philippinenburg, die seit dem Mittelalter auch heute noch bewohnt ist

Die Philippinenburg.
Die Philippinenburg.

Bei einigen Wegen nördlich von Kaub musste man dann doch etwas schwindelfrei sein. Ohne Sicherung ging es teilweise steil bergab und nur ein paar alte rostige und mit einfachen Seilen befestigte Stahlträger sicherten den Weg vorm Abrutschen. Ein bisschen Abenteuer ist also auch dabei!

Abenteuerliche Wege gibt es auch ab und zu.
Abenteuerliche Wege gibt es auch ab und zu.

Ganz anders sieht es ein Stück weiter rund um Dörscheid aus, dort führt der Rheinsteig an diversen Feldern entlang. Das ist nicht nur unschön, sondern auch sehr warm, da man ca 2 km lang keinen wirklichen Schatten hat!

Das ändert sich aber ab dem Aussichtspunkt Hahnenplatte, ab dem es wieder anspruchsvoller zugeht – die Wege erinnern schon fast an Klettersteige. Ein Stück weiter, an der Felsklippe Rossstein, gibt es dann eine nette Sitzbank mit grandiosem Ausblick über den Rhein.

Der Weg zur Felsklippe Rossstein.
Der Weg zur Felsklippe Rossstein.
Ausblick hinter dem Burgdenkmal Herzogenstein.
Ausblick hinter dem Burgdenkmal Herzogenstein.

Nach einer Pause mit Ausblick auf den Rhein ging es dann ein eigentlich zum Aussichtspunkt Lennig. Da die Wege in der Region aber aufgrund der Gefahr von absterbenden Bäumen gesperrt waren, habe ich mein Camp an anderer Stelle in der Nähe aufgeschlagen.

Mein zweites Wildcamp.
Mein zweites Wildcamp.

Tag 4: Noch mehr Aussichtspunkte und Loreley

Trotz viel Geraschel um mich herum bin ich ausgeruht um 9:30 weiter gezogen. Die erste Station war dabei der Bornichbach mit kleinem Wasserfall, wo ich meine Wasserflasche auffüllen konnte. Auch wenn das Wasser sehr klar war, habe ich es trotzdem nochmal gefiltert – sicher ist sicher.

Der kleine Wasserfall und die Brücke über den Bornichbach.
Der kleine Wasserfall und die Brücke über den Bornichbach.

Nach weiteren ca. 2 km kam ich an den Felsformationen und Aussichtspunkten Spitznack an. Dort hat man von mehreren Stellen aus einen unverbauten Blick auf den Rhein von Loreley bis zur Felsklippe Rossstein.

Achtung
Die Aussichtspunkte hier haben zum Teil kein Geländer und keine Sicherung!
Panorama von Rossstein (links) bis Loreley (rechts).
Panorama von Rossstein (links) bis Loreley (rechts).

Nach ungefähr zwei weiteren Kilometern kam ich dann zur Loreley, die ich mir natürlich aufgrund der Legende nicht entgehen lassen konnte. Die ganze Gegend ist aber unglaublich touristisch aufbereitet und entsprechend überlaufen. Es gibt neben Campingplatz und Restaurants auch eine Sommerrodelbahn, ein Freilichttheater, ein Besucherzentrum, künstlich angelegte Wege (“Mythenpfad”) und – man halte sich fest – ganz offiziell ausgewiesene Foto-Spots zum Selfies machen! Zum Zeitpunkt meines Besuches waren auch noch Bauarbeiten für ein Hotel im Gange. Alles in allem für Outdoor-Fans also ziemlich grauenhaft.

Es kam auch kaum ein Besucher auf die Idee mal in der Gegen etwas wandern zu gehen und so z.B. den viel besseren Aussichtspunkt am Spitznack zu finden. Aber meinetwegen, so war es vor und hinter der Loreley beinahe menschenleer.

Nach kurzer Zeit und ein paar Fotos bin ich dann weiter nach St. Goarshausen, einem weiteren schmucken Örtchen. Der dortige Campingplatz Camping Loreleystadt, wo ich dann mein letztes Camp für zwei Nächte aufgeschlagen habe, liegt sogar direkt am Wasser.

Mein Camp auf dem Campingplatz St. Goarshausen.
Mein Camp auf dem Campingplatz St. Goarshausen.
Das angrenzende Rheinufer lädt zum entspannen ein.
Das angrenzende Rheinufer lädt zum entspannen ein.

Tag 5: Tagestour am Rabenacksteig

Der letzte Tags meines Trips bestand lediglich aus einer Tagestour in der Gegend. Nördlich von St. Goarshausen gibt es nämlich den Rabenacksteig, ein einfacher Klettersteig mit schönen Aussichtspunkten. Er ist nicht sonderlich lang (ca. 500 m) und durchaus für Anfänger geeignet. Man sollte definitiv trittsichere Schuhe dabei haben und auch etwas schwindelfrei sein, weitere Ausrüstung (z.B. ein Klettersteig-Set) benötigt man jedoch nicht unbedingt.

Den Steig kann ich definitiv empfehlen zu gehen, weitere Infos gibt es z.B. im Klettersteig-Portal via-ferrata.de.

Neben den typischen “Riesen-Tackerklammern” im Fels gibt es auch Abschnitte mit Leitern.
Neben den typischen “Riesen-Tackerklammern” im Fels gibt es auch Abschnitte mit Leitern.
Teil des Klettersteiges zum Felsen in der Bildmitte. Im Hintergrund St. Goarshausen und St. Goar (andere Rheinseite).
Teil des Klettersteiges zum Felsen in der Bildmitte. Im Hintergrund St. Goarshausen und St. Goar (andere Rheinseite).

Fazit

Eine wirklich schöne Tour, die ich sehr empfehlen kann!

Andere Etappen des Rheinsteigs werde ich irgendwann bestimmt auch noch machen. Es gab nur wenige Abschnitte, die man sich hätte sparen können. Das betrifft eigentlich nur die Felder bei Dörscheid, der Rest war wie aus einem Bilderbuch.

Ich rate generell zu kühlerem Wetter und Wanderstöcken, da man doch so einige Höhenmeter zurücklegt, was zumindest meinem Knie nicht gut getan hat. Bei dieser Tour von 44 km Länge waren es ca. 1,7 km Auf- und Abstieg mit wenigen Passagen ohne nennenswerte Steigung.

Ein Tipp zum Abschluss:
Auf der anderen Rheinseite befindet sich der Rheinburgenweg. Auch der Rheinsteig führt an so manchen Burgen und Ruinen vorbei, die Schmuckstücke sind aber auf der anderen Rheinseite, sodass Burgenliebhaber hier auf ihre Kosten kommen.

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