Island 2018: Reisebericht (Teil 1)


Im Sommer 2018 sind Kristina und ich drei Wochen lang in Island wandern gewesen – ohne Auto, Campingplatz oder feste Unterkunft. Nach unseren Vorbereitungen konnte unsere Tour von Þórsmörk über Mælifell, Hólmsárlón, Eldgjá, Langisjór nach Landmannalaugar endlich los gehen.

Vollständige Karte anzeigen

Tag 1: Hamburg → Reykjavík

Am Vortag haben wir noch schnell unsere Sachen gepackt und sind dann am 18.07.2018 hastig zum Flughafen. Seit einem Jahr war diese Reise unser Traum und dann ging es auf einmal endlich los!

Der Flug

Um 14:05 ging unser Flieger von Hamburg nach Keflavík. Geflogen sind wir mit IcelandAir, was vielleicht hochpreisiger als eine Günstig-Airline ist, aber auch entspannter. Gegen 15:15 sind wir in Keflavík gelandet, wo uns bereits ein Bus erwartete, der uns zum Terminal brachte.

Bei den Gepäckbändern kam einer der Rucksäcke sehr schnell, der zweite jedoch gar nicht. Nach etwas irritiertem und nervösem Herumgesuche fanden wir ihn schließlich bei der Ausgabe vom Sperrgepäck. Die Ausgabe war lediglich eine große Tür, vor der ein Haufen Gepäck lag. Mittendrin war dann zum Glück unser zweiter Rucksack dabei.

Als wir also unsere ganzen Sachen zusammen hatten, ging es zum Zoll, da man in Island ab 3kg Lebensmittel diese deklarieren muss. Dort waren wir die Einzigen und haben – ganz nach Deutscher Manier – erst mal ein Ticket gezogen. Der Zollbeamte hat das natürlich mit angesehen und uns mit einem “Oh just come over” zu sich gebeten. Das Gespräch zwischen uns und dem Beamten sah dann in etwa so aus:

Er: “So, what do you have?"
Wir: “We have food to declare."
Er: “Interesting, Carry on …"
Wir: “Mainly nuts, dried trekking food …"
Er: “Anything else?"
Wir: “Hm … dried fruits …"
Er: “That’s it?"
Wir: “Yeah, that’s it."
Er: “I’m not interested, just have a nice day.” (lächelnd)

Unsere Vermutung: Solange man nicht Fleisch oder Milchprodukte mit sich führt, ist das Papier in deren Verwaltung teurer als die Gebühr.

Ankunft in Reykjavík

Vom Flughafen ging es dann weiter mit dem FlyBus nach Reykjavík, was eine auf Flugreisende abgestimmte Busverbindung ist. Es heißt, dass Busse eine gewisse Zeit (30-45 Minuten) nach Ankunft des Fliegers abfahren. Da wir jedoch etwas länger gebraucht haben, passte das nicht mehr. Für uns sah es zu der Zeit (also ca. 16 Uhr) so aus, als ob einfach alle 15 bis 30 Minuten ein Bus fährt.

Die Fahrt dauerte ca. 45 Minuten und wir haben bereits erste Eindrücke bekommen, was bei uns die Vorfreude nur noch größer werden ließ.

Angekommen sind wir dann am BSÍ, dem zentralen Busbahnhof in Reykjavík. Direkt am BSÍ gibt es eine N1-Tankstelle bei der wir Spiritus für unseren Kocher kaufen wollten. Da wir mit dem isländischen Begriffen nicht vertraut waren und es mehrere potentielle Spiritus Flaschen gab, haben wir einen Verkäufer gefragt. Dieser riet uns zu “Grill Vökni”, wovon wir drei Flaschen (jeweils 642ISK/ca. 5€) kauften. Später stellte sich heraus, dass es wohl Petroleum/Lampenöl ist. Kauft kein “Grill Vökni” für einen Benzin/Spiritus Kocher!

Lesson learned:
Unbedingt grundlegende Vokabeln und Produktnamen kennen!

Einkaufen in der Stadt

Motiviert und sehr glücklich, gingen wir mit unserem ca. 30kg schweren Rucksäcken in die Stadt. Bergauf. Na gut, Reykjavík liegt weniger auf einem Berg, mehr auf einem Hügel, aber es hat sich wie ein Berg an gefühlt. Oben angekommen sind wir an der Hallgrímskirkja vorbei in die Fußgängerzone, wo wir uns durch die Massen an Touris zu einem Bonus-Supermarkt durch kämpften. Island gilt als großes Wander-/Outdoor-Ziel, mit unseren großen Rucksäcken waren wir aber klare Außenseiter.

Die Hauptkirche Hallgrímskirkja in Reykjavík.
Die Hauptkirche Hallgrímskirkja in Reykjavík.

Beim Bonus kauften wir Parmesan (598ISK/ca. 4,80€), Gouda (889ISK/ca. 7,10€) und zwei Flaschen Cider-Softdrink (1,5L jeweils 198ISK/ca. 1,50€). Getränke sind im Vergleich zum Rest sehr günstig.

Vor dem Supermarkt trafen wir noch eine ältere Frau mit ihrem Hund. Neben dem Hund lief permanent eine Katze her, die wohl gar nicht ihr gehört, aber mit dem Hund gut befreundet ist. Wir haben uns noch nett unterhalten und sind dann weiter zum Campingplatz gelaufen.

Campingplatz in Reykjavík

Man kann zum Campingplatz auch mit einer der vielen Buslinien fahren, da Reykjavík aber nicht so groß ist, sind wir den Weg gelaufen. Auch mit den 30kg im Rücken war das kein Problem. Einen Teil der Strecke sind wir am Wasser entlang gegangen, was trotz einsetzendem Regen sehr schön war.

Der Campingplatz liegt direkt neben einem großen Schwimmbad und ist ebenfalls sehr geräumig. Neben Zelten können da auch Wohnmobile und Wohnwagen campen. Die Rezeption ist in einem Häusschen in dem es auch eine Gemeinschaftsküche und einen kleinen Shop gibt. Draußen gibt es Bänke, Tische und gegenüber der Rezeption die Duschen, Toiletten und große Müllcontainer. Alles mache einen recht gepflegten und sauberen Eindruck.

Der Preis ist für deutsche Verhältnisse aber sehr hoch: Eine Nacht für zwei Personen in einem Zelt kostete uns 4800ISK (also ca. 38,40€).

Unser Zelt auf dem Campingplatz in Reykjavík.
Unser Zelt auf dem Campingplatz in Reykjavík.

Spiritus kaufen (zweiter Versuch)

Als wir unser Zelt auf der schon recht gut gefüllten Wiese aufgebaut hatten und unsere erste Trekking-Mahlzeit zubereiten wollten, stellten wir fest, dass der gekaufte “Spiritus”, nicht brannte. Wir wussten noch nicht, dass es Petroleum war und trotteten verwirrt und etwas nervös zur Rezeption um uns Rat zu holen.

Bei der Rezeption half uns eine nette Frau weiter und stellte mit ihrem Kollegen dann fest, dass in unseren Flaschen Petroleum ist. Sie war sogar so nett und telefonierte mit der Tankstelle bei der wir die Flaschen gekauft hatten ob wir sie zurückgeben könnten. Um dann richtigen Spiritus zu finden sind wir dann los getiegert und haben etwas nervös und frustriert eine Tankstelle gesucht und schließlich auch gefunden. Dort haben wir dann drei Flaschen von “Coleman Bensin” (jeweils 1790ISK/ca. 14,30€) gekauft. Ziemlich teuer aber nun gut, wir waren hungrig, nervös, es war spät und wir mussten am nächsten Tag früh raus.

Richtiger Spiritus heißt rodspirit/rödspirit, bensin oder auch vinandi – die ersten Flaschen, die wir kauften, waren Petroleum/Lampenöl, die zweiten Reinigungsbenzin …

Das Zeug hat ganz schön gerußt (war wohl irgendwas in Richtung Waschbenzin?), aber dafür funktionierte es sehr gut. Zu gut um genau zu sein: Wir haben es immer mit etwas Wasser verdünnt (je nach Temperatur und Wind), wodurch es länger und vor allem nicht so stark brannte. Ganz ohne Wasser war die Flamme viel zu hoch und stark, sodass selbst der Deckel vom Kocher das Feuer nicht löschen konnte!

Nach der Mahlzeit sind wir direkt eingeschlafen und haben festgestellt, dass es gar nicht dunkel wurde. Ein kleiner Schal oder eine Maske um die Augen zu verdecken ist im isländischen Sommer also sehr nützlich!

Tag 2: Reykjavík → Þórsmörk → Bjórgil

Abreise aus Reykjavík

Wir sind kurz nach 6 Uhr aufgestanden, da unser Bus nach Þórsmörk um 7:15 fuhr. An der Bushaltestelle (direkt an der Einfahrt zum Campingplatz) warteten schon ein paar andere Wanderer. Unter anderem ein Pärchen aus Deutschland, welches ihr Rucksäcke hastig in große Mülltüten einpackte. Ihnen sei wohl zu Ohren gekommen, dass die Gepäckraume der Bussen durchaus geflutet werden können (was bei tieferen Furten nicht unwahrscheinlich ist). Wir wurden etwas besorgt und haben auch schnell große Mülltüten rausgeholt (eigentlich für Schlafsack und Kleidung gedacht) um unsere Rucksäcke darin zu verstauen. Diese waren jedoch viel zu groß und das ganze sah eher lustig als schützend aus.

Nach ein paar Minuten kam der Bus und es ging los zum BSÍ, wo wir in einen anderen Bus umsteigen mussten. Die Rucksäcke also raus, die Mülltüten wieder eingepackt (hätte im Zweifel eh wenig gebracht) und nach kurzer Wartezeit ging es im neuen Reisebus dann weiter.

Fahrt nach Þórsmörk

Die Fahrt war ruhig und wir konnten erste Eindrücke von der Landschaft und den Ortschaften sammeln. In Hvolsvöllur mussten wir nochmals umsteigen, dieses mal in einen geländefähigeren Bus. Dieser war generell etwas rustikaler und ein wenig älter als der vorherige normale Reisebus. Die Fahrt war jedoch deutlich interessanter, da es jetzt ins Hochland ging.

Links der normale Reisebus mit dem wir gekommen sind, in der Mitte der geländefähigere Bus mit dem wir nach Þórsmörk gefahren sind.
Links der normale Reisebus mit dem wir gekommen sind, in der Mitte der geländefähigere Bus mit dem wir nach Þórsmörk gefahren sind.

Nach einer kurzen Fahrt weiter auf der Hauptstraße, ging es am Seljalandsfoss endlich ins Landesinnere. Die Straße wurde auch recht schnell abgelöst von einer Schotterpiste und uns kamen ein paar Wardens/Ranger entgegen, welche die Piste gerade ausbesserten. Nach vielen kleinen Furten machte der Fahrer an einem Aussichtspunkt beim Gletscher Gigjökull halt. Danach ging es weiter nach Þórsmörk, wo wir noch eine etwas größere Furt zu durchqueren hatten.

Eine mobile Brücke über der Krossá bei Þórsmörk.
Eine mobile Brücke über der Krossá bei Þórsmörk.

Umpacken und los laufen

Als wir um 14:00 angekommen sind, die großen Jeeps bewundert haben und zum Campingplatz gelaufen sind, hieß es erst mal umpacken. Den Rucksack hatten wir am Morgen nur irgendwie notdürftig zusammen gepackt ohne dabei auf Ordnung zu achten. Wir haben zudem nochmal den Kocher ausprobiert um mit der Handhabung vertraut zu werden.

Island ist ein Paradies für Liebhaber großer Autos.
Island ist ein Paradies für Liebhaber großer Autos.

Kristina hat im Campingplatz noch kurz nach der Wettervorhersage gefragt um zumindest herauszufinden ob es irgendwelche großen Stürme oder Gewitter geben könnte. Als Antwort bekam sie lediglich ein “Well, there will be weather”.

Als wir dann alles eingepackt und ein nettes Foto am Markarfljót geschossen haben (s.u.), ging es dann endlich los. Þórsmörk ist wirklich schön, sehr grün, bewaldet (Þórsmörk bedeutet so viel wie Wald des Þór), aber auch sehr steil. Uns sind viele Wanderer begegnet, da wir am Ende vom Laugavegur gestartet sind und die ersten Kilometer auf dem Laugavegur gingen. Es war an dem Tag sogar sogar so warm, dass wir ohne Jacke gelaufen sind.

In Þórsmörk am Ufer vom Markarfljót.
In Þórsmörk am Ufer vom Markarfljót.

Nach unser ersten Furt, die nicht tief aber recht kalt war, ging es – dieses mal ohne Wald – weiter bergauf. Es wurde zum Nachmittag hin auch merklich kälter und wir machten an einem kleinen aber reißenden Fluss eine Pause. Nachdem wir Fotos gemacht, Wasser aufgefüllt und gegessen hatten, ging es über eine abenteuerliche Brücke auf die andere Flusseite.

Die Brücke über die Ljósá.
Die Brücke über die Ljósá.

Etwas Fluss aufwärts haben wir dann unser Camp hinter einem Busch aufgeschlagen. Ein wenig K.O. aber mit guter Laune markierten wir stolz unsere erste Etappe auf der Karte.

Tag 3: Bjórgil → Bíldufell

Um 8:30 klingelte für uns der Wecker. Schon beim Frühstück haben wir viele Wanderer auf dem Laugavegur gesehen, die beim nächsten Campingplatz (Botnar, ca. 7 km entfernt) unglaublich früh aufgebrochen sein mussten. Irgendwie nachvollziehbar, da wir später am Tag noch wesentlich mehr Wandergruppen begegnet sind.

Unser camp am Morgen.
Unser camp am Morgen.

Ein Pärchen haben wir gefragt wie weit der Campingplatz Botnar noch entfernt sei und mussten feststellen, dass wir nicht so weit gekommen waren wie wir dachten. Am Abend haben wir dann etwas ernüchtert die Position unseres Camps auf der Karte korrigiert.

Zunächst ging es aber weiter am Fluss Markarfljót entlang, der weiter nördlich durch einen ca 80 m tiefen Canyon floss. Kurz bevor es in die Ebene Sandar und über den Fluss Fremri-Emstruá ging hatte man nochmals einen atemberaubenden Blick in den Canyon (s.u.). Aber nur, wenn man mal den Wanderweg verlassen hat!

Diese Aussicht auf den Markarfljót konnte man nur genießen, wenn man den Laugavegur verlassen hat.
Diese Aussicht auf den Markarfljót konnte man nur genießen, wenn man den Laugavegur verlassen hat.

Die Brücke über den Fremri-Emstruá war etwas abenteuerlich und die Hänge sehr steil. Danach sind wir nicht wie die meisten den Hang hinauf zum Campinglatz Botnar, sondern rechts abgebogen und in Richtung des Gletschers Entujökull gelaufen.

Die Brücke über den Fremri-Emstruá war sehr abenteuerlich.
Die Brücke über den Fremri-Emstruá war sehr abenteuerlich.
Die Brücke nach der Überquerung.
Die Brücke nach der Überquerung.
Rechts abgebogen ging es Richtung Entujökull.
Rechts abgebogen ging es Richtung Entujökull.

Hier gab es keine Wanderwege (ab und zu Schaafswege) und die nächsten vier Tage sind wir keiner Menschenseele begegnet. Dadurch mussten wir auf der Karte unseren Standort etwas suchen und das erste mal unsere Fähigkeiten in der Navigation testen.

Unser Zelt haben wir in der Nähe vom Berg Bíldufell auf einem unbewachsenen Flecken Erde aufgeschlagen (um nicht das Moos zu verletzen, s.u.). Die letzten ca. zwei Kilometer bestanden aus ehemaligem Flussbett und waren somit schwierig zu Wandern. Vor allem die sandigen Hügel waren sehr instabil und rutschig.

Unser Zelt mit dem Bíldufell im Hintergrund.
Unser Zelt mit dem Bíldufell im Hintergrund.

Etwas vom Zelt entfernt floss der Fremri-Emstruá und da dessen Wasser sehr trüb war, hat dich unser Wasserfilter doch gelohnt. Wir haben das Wasser aber eine Nacht stehen lassen, so konnten sich die meisten Sedimente absetzen.

Fortsetzung (Teil 2)

Ich hoffe dir hat der erste Teil des Berichtes gefallen. Wir waren 24 Tage unterwegs, als werden wohl noch so einige folgen. Ich verspreche aber, dass es nicht langweilig wird, eher im Gegenteil ;)

Nächster Teil: Teil 2
Für grundlegende Statistiken, werden besuchte Seiten, Gerätinformationen, die anonymisierte IP-Adresse und die Ursprungsseite des Aufrufs gespeichert. Die Daten werden an eine eigene Matomo-Instanz auf diesem Server weitergegeben. Dritte (z.B. Google) haben keinen Zugang zu den Daten. Die Daten werden nicht gewerblich genutzt. Es werden keine Browser-Cookies gespeichert.
OK